Hi Leute,
zunächst mal leide ich mit denen, die ein geliebtes Familienmitglied verloren haben und sich zur Strafe dafür jetzt mit Versicherungen herumschlagen müssen. Das ist kein Spaß!
Nachdem ich aber mal die (mittlerweile 47 Seiten) Beiträge gelesen und auch den Fernsehbeitrag angesehen habe ist es mir ein absolutes Bedürfnis meinen Senf dazugeben. So halte ich offen gesagt so manche Idee für - sagen wir mal vorsichtig - dezent unsinnig. Hier werden - auch von den Medien - Dinge aus dem Zusammenhang gerissen und mehr oder weniger unvollständig und / oder falsch wiedergegeben. Ich bin Elektroingenieur (Fachrichtung Übertragungs- und Nachrichtentechnik) und seit über 25 Jahren in der IT-Branche tätig, in den letzten Jahren überwiegend im Bereich IT-Security. Und bevor ich hier als Besserwisser und Klugscheisser ans Kreuz genagelt werde gebe ich mal einige Denkanstöße:
1. Die Funkübertragung vom Schlüssel zum Auto kann - wie jede Funkübertragung - gestört und belauscht werden, das kann (zumindest bei Mazda - Schlüsselsystemen) mit einem einfachen Funkkopfhörer (bei mir ist's ein AKG Hearo 888) der auf 900MHz Funkfrequenz arbeitet, bewerkstelligt werden. Das war schon bei meinem alten 5er und beim alten 6er meiner Frau so und ist ihrem neuen 6er und meinem CX-5 FL auch noch so. Seitdem ich das festgestellt habe lausche ich immer, ob der Bestätigungspiep vom Auto auch wirklich kommt und / oder ziehe am Türgriff. Wenn kein Piep kommt stimmt was nicht. Damit kann ich zumindest verhindern, dass jemand mit einem Jammer den Schließvorgang blockiert, anschließend in aller Seelenruhe einen "Ersatzschlüssel" über die OBD-Schnittstelle erstellt und gemütlich mit meinem Auto wegfährt.
Das betrifft aber nur die Fälle, in denen das Auto "aktiv" über die Schlüsselfernbedienung verriegelt wird!
2. Die Keyless-Go Methode, die Mazda verwendet wäre (von der Reichweite her) - wenn sie denn mit RFID arbeitet, was nicht mal sicher ist - vielleicht weiß einer von euch ja mehr - ein "Remote Coupling" - Verfahren, dass eine Reichweite von maximal 1m hat. Das lässt sich einfach ausprobieren, indem man den Schlüssel langsam ans Auto annähert (mit einem Helfer) und dabei den Knopf am Türgriff drückt bis das Auto aufsperrt. Die kurze Reichweite liegt daran, dass im Schlüssel nur ein passiver Transponder sitzt, der vom Auto aus über ein dort erzeugtes Magnetfeld (induktive Kopplung) mit Strom versorgt wird. Diese Tatsache begrenzt auf natürliche Weise die Reichweite. Bei meinen (zugegeben nicht allgemeingültigen) Versuchen haben unsere Mazdas (alter 6er, neuer 6er und CX-5 FL) erst unterhalb von ca. 1m Entfernung entriegelt. Hiermit werden auch 2-Antennen-Attacken relativ unwahrscheinlich - da müsste mir schon jemand auf dem Schoß sitzen ;-) 10m mag bei anderen Herstellern gehen, die evtl. mit sogenannten "Long Range" - Verfahren arbeiten (da wird dann der Transponder im Schlüssel mit einer eigenen Batterie versorgt), das ist aber so die Obergrenze bei RFID.
Warum schreibe ich das ganze?
Vielleicht, weil mich die Panikmache nervt, mit der pfiffige Anbieter die Ängste der potentiellen Käufer ausnutzen um ihre (nutzlosen) Produkte zu verhökern.
Vielleicht auch weil immer wieder alles undifferenziert in einen Topf geworfen wird.
Vielleicht, weil ich ein grundsätzliches Mißtrauen gegen jede Automatik habe.
Vielleicht auch, weil jeder so einfache Dinge wie die Kontrolle, ob das Auto wirklich zu ist, schon in der Fahrschule gelernt hat (hoffentlich) und sich lieber auf sich als auf eine Verriegelungsautomatik verlassen sollte (das bezieht sich vor allem auf die Reportage).
Übrigens arbeitet nach meiner Erfahrung bei unseren Mazdas die automatische Verriegelung nicht immer zuverlässig. Daher warte ich immer auf den "Piep" - meine Frau lacht dann zwar - aber mein Auto ist zu!
Hoffe, ich habe euch nicht zu sehr gelangweilt.
Gruß Thomas