Hm, ich habe derzeit für zehn Tage einen BMW X1 120d xdrive Automatik gemietet. Ich wollte eigentlich wieder einen CX-5 mieten, aber zwei Tage vor Abholung, rief mich der Autoverleiher an und meinte, ein CX-5 sei dieses Mal leider nicht zu kriegen und ob ich auch mit einem BMW X1 Vorlieb nehmen könnte?
Zuerst war ich enttäuscht, denn in meinem letzten Urlaub hatte ich auch für zehn Tage einen CX-5 175PS Diesel AWD mit Automatik gemietet gehabt und wollte dieses Modell jetzt nochmal mal im Winter und mit Schnee im Allgäu ausgiebig testen. Aber gut, dachte ich mir, dann hab ich eben mit dem X1 jetzt nochmal einen direkten Konkurrenten zum Vergleich und eine - auf noch mehr eigener Erfahrung beruhenden und von individuellen Vorlieben geprägten - Entscheidungsbasis.
Nach ein paar Tagen mit dem X1 die ersten Eindrücke:
1. Der Kofferraum: Ist beim BMW deutlich kleiner. Für unsere Ansprüche tut er es locker, aber beim Mazda kriegt man halt mehr Kofferraum für weniger Geld. Was die praktischen Features beim Kofferraum angeht, herrscht - für mich persönlich - Gleichstand: Beim BMW kann man die Rücklehne ebenfalls in drei Teilen umklappen (wie beim CX-5), aber nicht "von Geisterhand" mittels den praktischen Hebeln im Innenraum neben der Heckklappe. Beim BMW kann man dafür die Rücklehnenneigung verstellen (aufrecht) und erhält so einen kubischen Laderaum. Das ist für uns wichtig, da wir so unsere tragbare Hundebox stabil und ohne Laderaumverlust flexibel platzieren können.
Der Volumenunterschied ist aber enorm und obwohl uns der Kofferraum im X1 gut reichen würde, ist das ein ganz klares Plus für den CX-5.
2. Motor & Getriebe
Meine Wunsch-Konfig beim Mazda wäre der große Diesel mit Automatik. Im Sommer-Urlaub war ich davon überrascht, wie sanft und unauffällig die 6-Gang-Automatik im CX-5 arbeitet und fand auch, dass sie gut mit dem Charakter des Autos harmoniert. Aber ich habe auch diese Knarzgeräusche gehört, die hier im Forum Thema sind/waren und mir ist auch der Temperament-Unterschied zw. Handschalter und Automatik aufgefallen (man kann damit leben, das Auto ist mit Automatik nicht lahm, aber ...) und schließlich ist da noch das Verbrauchs-Thema. Ich bin das Auto damals ca. 1.600 Kilometer gefahren und der Bordschwindler meinte, ich hätte 6.7 Liter/100km verbraucht. Das hat mich einerseits positiv überrascht, andererseits hab ich mich schwer am Riemen gerissen und bin auf der AB - abgesehen von ein paar kurzen Sprints - stets zw. 120 - 130km/h gefahren. Sobald man das Auto schneller bewegt... *schlürf*
Den AWD konnte ich damals - im Spätsommer - nicht wirklich testen.
Beim X1 habe ich jetzt den 120d (184PS) mit 8-Gang-Automatik. Boah! Die Automatik ist der Hammer! Die würde ich sofort kaufen: Wenn der CX-5 butterweich schaltet, dann schaltet der X1 butterbutterweich und wählt die Fahrstufe stets passend. Mir ist hier auch stark aufgefallen, bisher, dass sich das Getriebe schnell und kurzfristig an die Fahrweise des Fahrers anpasst. Die Automatik im CX-5 ist gut, aber die im BMW saugut!
Der X1 unterbindet anscheinend bei entspr. niedrigen Temperaturen die Start-Stop-Automatik. Hier konnte ich daher noch keinen Vergleich zur sehr guten Start-Stop-Automatik beim CX-5 (reaktionsschnell und rappelt nicht) ziehen. Der CX-5 Diesel ist aber ganz klar kultivierter als der 120d - selbst nach dessen 2-ten Facelift (LCI 2) ist der Diesel im BMW knurriger, akustisch präsenter und dabei "dieseliger" als der Mazda. Aber der BMW geht wie eine Rakete, da wüsste ich nicht, welcher - dem Gefühl nach - die Nase vorn hat. Die bessere Automatik beim BMW steht dem Drehmoment-Plus und besseren Kultiviertheit des Motors des Mazdas gegenüber. Dabei fällt der BMW nicht mit der DPF-Regeneration so auf wie der CX-5. Wobei: Mazda = Euro 6 vs. BMW = Euro 5. Fazit: BMW bessere Automatik, Mazda kultivierteres und moderneres Triebwerk.
3. Fahrwerk
Der Mazda fährt sich sehr schön direkt und man nicht das Gefühl ein Riesenschiff zu dirigieren. Beim BMW ist alles noch eine ganze Ecke direkter, präziser und sportlicher. Der Preis ist wohl, dass der BMW ein gutes Stück mehr stößt, rumpelt und poltert als der Mazda, wenn die Straßenverhältnisse schlechter werden. Beide machen Spaß, der BMW noch ein gutes Stück mehr als der Mazda. Aber die Sportlichkeit des BMW hat auch ihren Preis beim Komfort-Gefühl.
4. Allrad-Antrieb
Hier konnte ich den Mazda leider noch nicht im Schnee oder bei winterlichen Bedingungen testen. Der BMW X1 xDrive macht da einen super Job! Wir waren zu Besuch bei Bekannten, die auf einem alleinstehenden Hof in der Pampa wohnen. Die letzten zwei Kilometer: schneebedeckter Feldweg, die letzten 500 Meter steil bergauf. Man merkt richtig, wie die Elektronik die Antriebskräfte nicht nur zw. der Vorder- und Hinterachse, sondern auch zw. den einzelnen Rädern verteilt. Bergab habe ich den Hill-Descent-Assistant genutzt: funktioniert narrensicher und ist ein echtes Plus.
5. Innenraum
Der Mazda hat viel mehr Platz - vorne, hinten, oben, überall. Der X1 hat genug, aber wer Familie hat oder aus anderen Gründen Platz ganz oben auf der Prio-Liste hat... nimmt den Mazda. Der Einstieg ist bei beiden vorne bequem, beim X1 hat man nicht wirklich ein SUV-Erhabenheitsgefühl durch erhöhtes Sitzen, beim Mazda schon. Ich persönlich finde die Sitze im BMW bequemer, aber dann vermisse ich dort die elektronischen Helferlein für's Einstellen derselben. Nach dem 2. Facelift Anfang 2014 hat BMW jetzt zum Ende des Modell-Lebenszyklus endlich Materialanmutung und Qualität auf akzeptablem Niveau. Beim BMW kommen wir z.B. die Blinkstockhebel massiver und solider vor als beim Mazda, dafür darf man beim BMW niemals nie auf das Plastik vor dem Navi-Monitor klopfen: Da klingt das Premium-Versprechen im wahrsten Sinne des Wortes "hohl". Die Mittelkonsole - am Anfang billigst zusammengestecktes Hartplastik - ist jetzt aber ansehnlich und die Armauflage verstellbar.
6. Luxus
Der BMW kann mit einem großen Panorama-Schiebedach bestellt werden - mein derz. Leihfahrzeug hat eins - und das ist großartig! Licht ohne Ende. Dafür vermisse ich beim BMW die Rückfahrkamera - die kann zwar geordert werden, kostet aber nochmal extra. Beim Mazda gibt es den Tot-Winkel-Warner für den Rückspiegel - beim BMW für das derzeitige X1 Modell ist der nicht mal zu bestellen. Praktisch fand ich beim BMW, dass der rechte Außenspiegel nach unten schwenkt, wenn man den Rückwärtsgang einlegt. Ist das beim Mazda auch so? Ich weiß es gerade nicht, finde das jedenfalls ein nützliches Feature.
Auf der Landstraße oder AB ist der BMW ganz klar leiser als der CX-5 (Wind- u. Fahrtgeräusche), da finde ich den BMW angenehmer zu fahren.
7. Preis
Da mach ich nicht viele Worte. Der BMW ist ganz klar zu teuer, beim CX-5 bekommt man -obwohl er auch nicht billig ist - viel mehr Auto für's Geld.
Fazit: Rein rational betrachtet ein klarer Sieg für den Mazda. Gefühlt - für mich - ein Unentschieden: Jeder hat gew. Stärken und ist in dem einen oder anderen Punkt besser oder schlechter. Aber die individuelle Bewertung der Punkte und die jeweils eigenen Prioritäten lassen wohl - je nach den jew. Vorlieben, Anforderungen und deren Gewichtung - jeden zu einem anderen Ergebnis kommen.
1. Kofferraum: größerer Kofferraum beim Mazda
2. Motor & Getriebe: Modernerer und kultivierterer Diesel-Motor beim Mazda vs. besseres Automatik-Getriebe beim BMW
3. Fahrwerk: BMW sportlicher und direkter als der Mazda, aber auch ein gutes Stück unkomfortabler.
4. Allrad-Antrieb: xDrive funktioniert prima und ist dem einfacheren System von VW/Skoda m.E. überlegen. Wie sich der Mazda schlägt... ich probier's irgendwann aus!

5. Innenraum: Platzsieg für den Mazda. Anmutung & Qualität: Gleichstand.
6. Luxus: Panorama-Dach hier vs. Tot-Winkel-Warner dort. Bordstein-Absenkung für den Rückspiegel hier vs. Rückfahrtkamera dort. Ich glaube, beim BWM kann man mehr Luxus reinpacken... kostet aber halt auch viel mehr.
7. Preis: Mazda wins.
Zum Schluss nochmal: Das ist meine auf meine persönlichen Vorlieben, Eindrücke und Kriterien basierende Bewertung. Ich find es einfach interessant, die Autos, die mich interessieren, für mich zu vergleichen. Wenn jemand hier was zu bekritteln hat oder anders sieht: nur zu.