Unterdruck im Kurbelgehäuse (innen im Motorblock)
Hallo Gemeinde.
Kurz mal was zur Erklärung des Unterdrucks im Motor.
Im normalen Motorbetrieb geht beim Verbrennen im Zylinder immer eine kleinere Menge des unter hohen Druck stehenden Verbrennungsgases an den Kolbenabdichtungen vorbei nach unten ins Kurbelgehäuse (Blowby-Gas). Theoretisch würde sich dadurch im gesamten Motorraum, also auch oben im Ventiltrieb (über Ölkanäle und Kettentrieb mit dem Kurbelgehäuse verbunden) ein Überdruck aufbauen, der relativ schnell zum Versagen der Dichtungen führen würde. Ergo, - ne Entlüftung muss her. Ganz früher und ganz primitiv hat man das Problem damit gelöst, dass man ne Entlüftungsöffnung ins Freie gelassen hat und nur über ein kleines Labyrinth versucht hat Ölaustritt zu verhindern.
Heute hingegen versucht man diese Dämpfe abzusaugen, sie dabei von darin befindliche Öl-Aerosolen zu befreien und zusätzlich noch im gesamten Kurbelgehäuse einen leichten Unterdruck einzustellen. Denn Unterdruck beim Motorlauf bedeutet höhere Sicherheit gegen das unerwünschte Austreten von Schmierstoffen, speziell im Bereich der Wellendichtungen. Der Unterdruck, der im Motorbetrieb herrscht liegt so zwischen 8 mbar und 25 mbar Unterdruck (rel.). Also nicht arg viel.
Gesteuert wird das ganze über sogenannte Ölabscheider, oder auch Ölnebelabscheider. Angetrieben wird dieser Prozess über Ansaug-Unterdruck, welcher im Ansaugrohr im Bereich der Drosselklappe abgegriffen wird. Dabei spielt Turbo, oder nicht Turbo keine so große Rolle, denn zur Erzeugung des Unterdrucks wird das Venturi-Prinzip genutzt und da entscheidet die Frage Winkel und Strömungsgeschwindigkeit über den entstehenden Unterdruck. Die Menge der abgesaugten Luft aus dem Kurbelgehäuse ist dabei in jedem Fall deutlich höher, wie die höchste anzunehmende Blowby-Menge an Gasen im Motor. Damit sich dabei kein zu hoher Unterdruck einstellt ist im Ölabscheider oder in der Luftführung dorthin noch ein federbelastetes Membranventil verbaut, welches bei Erreichen des gewünschten Unterdrucks die Absaugleitung absperrt und damit den Unterdruck regelt. Der Ölabscheider selbst versucht über ein Labyrinth- oder Spiralabscheidersystem so gut wie möglich Ölaerosole aus der Absaugluft zu separieren und wieder in den Ölsumpf zurückfliesen zu lassen. Der Rest wir dann, da der Unterdruck ja über das Ansaugrohr erzeugt wird, dorthin befördert und der Verbrennung zugeführt.
Klingt kompliziert, ist aber ein seit vielen Jahren funktionierendes System. Erklärt den sich erschwert öffnen lassenden Öldeckel beim Motorlauf und erklärt auch das sich verändernde Laufgeräusch. Ob man dadurch defekte Flammscheiben finden kann, würde ich mal so unbesehen nicht bestätigen. Was auf jeden Fall passiert ist, dass bei offenem Öldeckel der Motor dadurch jede Menge Falschluft zieht und diese Tatsache alleine eine Geräuschänderung provozieren kann.
Woher ich das alles weiß? Nun ich arbeite bei einem namhaften Filterhersteller als Q-Techniker und wir stellen unter anderem diese Ölnebelabscheidersysteme her.